Dienstag sind Mirela und ich zu einer Konferenz aller Mitarbeiter gegangen, Maurizio hatte sich entschieden, dass es zu früh sei und er nicht teilnehmen möchte. Wir hätten das selbe tun sollen. Obwohl der Sprecher sehr enthusiastisch wirkte und sogar witzig war (es gab viele Lacher), verstand ich kaum etwas und selbst Mirela deren Französisch besser war als meines hatte danach Kopfschmerzen. Also wir halten uns wohl erstmal von Konferenzen fern, es sei denn unsere Anwesenheit ist ausdrücklich erwünscht! Am Nachmittag sind wir zur Bank in Charbonnieres gegangen und haben unsere Karten geholt. Zu unserem Glück rief Marie an als wir uns ans zurück klettern machen wollten, da sie und Frédéric gerade auch unten in der Stadt waren, konnten sie uns mit dem Auto mitnehmen. Abends gab es einen kleinen Empfang im ü18 Haus mit Wein, Häppchen und zu meiner und Mirelas großer Freude Petit Fours (süßes Gebäck). Maurizio hat von allem dem leider nicht viel gehabt, weil er strickt Vegan lebt und nicht mal Honig isst. Es waren viele Erzieher von anderen Einrichtungen des Vereins da. Die konferenz vor der wir geflohen sind erstreckte sich wohl über den ganzen Tag. Wir haben noch ein wenig die Soirée genossen und sind dann nach oben in unsere Wohnung gegangen.
Mittwoch war es dann endlich so weit, unser erster Arbeitstag! Mirela musste bereits recht früh los zum Kartoffeln ernten. Seit dem necken wir sie ein bisschen damit, dass sie mit schwierigen Kartoffeln anstelle von Kindern arbeitet. Mauri und ich mussten erst um 14 Uhr da sein, er ist runter zu den Jüngeren und ich war zum ersten mal ganz auf mich allein gestellt aber ziemlich motiviert. Nur gab es nicht viel für mich zu tun. Aus meiner Etage war gerade mal ein Kind da als ich kam. Mittwoch ist zwar der schulfreie Tag, jedoch waren die meisten Kinder unterwegs so wie ich das verstanden habe. Da es nichts zu tun gab sollte ich Abends nochmal wieder kommen. Das tat ich dann auch und es waren ungefähr eine Handvoll Kinder da. Maximilian, der Französische Freiwillige und ich passten auf sie auf, während sie Fußball spielten. Später kamen etwas ältere Kids, mit Fayza hab ich zusammen für die Gruppe derer die sich selbst versorgen dürfen. Beim Essen gab es eine ziemlich ausgelassene Stimmung mit viel Gelächter. Später am Abend konnten wir sogar Gitarre spielen und singen. Meine Persönlichen Projekte Nähkurs und Gesang sind ziemlich gut angekommen bei den Kids. Maurizio hatte es allerdings nicht so einfach wie Mirela und ich. Die Kinder sind wohl sehr anstrengend und erkennen ihn noch nicht als Autorität an. Er ist mit zwei nach unten in die Stadt gegangen, die sind erstmal in die Fontäne gelaufen und er musste sie klatschnass wieder zurück bringen. Außerdem tun sie ihm Leid, weil sie nicht einer fürsorglichen Familie aufwachsen so wie er selber. Um 21Uhr hatten wir Feierabend und es gab wieder eine Soirée (die scheint es hier ziemlich oft zu geben). Nach der Gesellschaft half ich Mickael (20) und Dimiter (19), den Barmännern für den Abend, beim aufräumen und wir unterhielten uns so weit mein französisch es zuließ. Maurizio und Mickael machten aus, dass wir am nächsten Tag alle zusammen in einen Club namens Pinks gehen würden.
Donnerstag bin ich wieder um 14Uhr bei der Arbeit erschienen. Diesmal waren nicht nur keine Kinder da, sondern auch keine Erzieher. Die Reinigungsfrau sagte mir ich solle nach 2 Stunden wieder kommen. Abends holte uns Mickael mit seinem Wagen ab und wir fuhren nach Lyon. Die Stadt ist bei Nacht wunderschön. Mickael ist mit uns zum höchsten Punkt gefahren von wo aus die Aussicht atemberaubend war! Im Pinks waren vielleicht gerade mal 8 Leute, Also ließen wir unsere Sachen dort an der Garderobe und sind weiter gezogen. Als wir später zurück kamen, war noch immer nichts los also schnappten wir unsere Sachen und sind Tacos essen gegangen. Es war viel schöner einfach durch sie Stadt zu fahren.
Am Freitag sind Mauri und ich Nachmittags mit Mickael zu einem Lokal gefahren. Es waren bereits einige Freunde von ihm da, die er uns vorstellte. Da sie alle kein englisch sprechen (sie wussten nicht einmal was beautiful bedeutet) konnten wir uns nicht wirklich an ihren Gesprächen beteiligen. Sie waren aber alle super nett. Wir drei fuhren bald weiter nach Lyon, wo wir ein riesiges Einkaufszentrum besuchten, auf dem Dach saßen und uns unterhielten. Später am Abend trafen wir uns wieder mit Mikaels Freunden. Wir saßen auf einer Treppe, die zum Fluss hin gewandt war, was eine sehr schöne Aussicht ergab. Die Treppen scheinen ein Allgemeiner Treffpunkt zu sein, sie waren nämlich voller Jugendliche. Mauri und ich staunten weiter über die kläglichen englisch Kenntnisse von Mickaels Freunden als wir gefragt worden was „quoi“(was) auf englisch heißt. Naja so lernen wir wenigstens schneller Französisch.
Die Woche war recht abwechslungsreich und spannend. Ich hab viel mit Mauri gemacht, weil Mirela oft in der Früh aufstehen musste und früh ins Bett gegangen ist. Von ihm soll ich übrigens ausrichten, dass er blond und schlank sei (schlank ja, blond nein)